„Welcome to the Handmaid’s Tale, Ladies“

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Hier nur der Text:

German/English

Frauen in den USA sorgen sich um ihre Rechte

Harris Anhänger reagieren mit Fassungslosigkeit auf die Wahlniederlage

„Welcome to the Handmaid’s Tale, Ladies“ – so reagieren nach der US-Wahl viele US-amerikanische Frauen auf der Online-Plattform X. Sie äußern ihre Angst davor, dass das gleichnamige Buch von Margaret Atwood Realität werden könnte. In Atwoods dystopischem Roman sowie in der darauf beruhenden TV-Serie geht es um den christlich-fundamentalistischen Staat Gilead auf dem Boden der ehemaligen USA. In der Diktatur sind Frauen komplett entrechtet. Sie, die zu einer Existenz als Dienerinnen bestimmt sind, sollen nach einer monatlichen rituellen Vergewaltigung als Gebärmaschinen dienen.

„Hat jemand ein Kostüm der Dienerinnen übrig? Ich glaube, das brauchen wir jetzt“, meint eine X-Userin. Sie spielt damit auf die charakteristischen weißen Hauben und roten Umhänge an, die die Dienerinnen in der Serie „The Handmaid’s Tale“ („Der Report der Magd“) tragen. Diese Bekleidungsstücke haben einen geradezu ikonischen Status erlangt. Auf der ganzen Welt stehen sie mittlerweile für Frauenrechte, die in Gefahr sind. Entworfen wurden sie von der Kostümbildnerin Ane Crabtree.

US-Wahl 2024 Niederlage von Kamala Harris ist ein Rückschlag für Frauen

Die erste Staffel der Serie „The Handmaid’s Tale“ des Streaming-Portals Hulu wurde in den USA im April 2017 veröffentlicht, als der damalige US-Präsident Donald Trump nur wenige Monate im Amt war. Mehr noch als das Buch fing die Serie die Ängste etlicher Frauen vor einem Eingriff in ihre Rechte und Freiheiten ein. Im Mai bereits wählten einige den roten Umhang und die weiße Haube, um vor dem Regierungsgebäude des US-Bundesstaates Texas zu protestieren. Seitdem treten in vielen Ländern Frauen im Kostüm der Dienerinnen auf, wenn sie ihre Rechte bedroht sehen.

Alle aktuellen Ergebnisse finden Sie in unserem Liveblog zur US-Wahl.

Niederlage von Harris in den USA Was liberale Demokraten aus der US-Wahl lernen können

Verhütung, Abtreibung und andere Streitthemen

In den USA hat Donald Trump in seiner ersten Amtszeit drei Richter für das höchste Gericht, den Supreme Court, ernannt, die seitdem eine konservative Mehrheit stellen. 2022 kippten die Richter die bis dahin geltende liberale Regelung, sodass die Zuständigkeit nun bei den einzelnen Bundesstaaten liegt. Etliche republikanisch regierte Staaten nutzten dies, um den Zugang zu Abtreibungen stark einzuschränken.

Vertreter der christlichen Rechten machen kein Geheimnis daraus, dass sie den freien Zugang zu Verhütungsmitteln gerne abschaffen würden, ebenso die „Ehe für alle“. Im Februar wurde im republikanisch regierten Bundesstaat Alabama überdies zeitweise der Zugang zur künstlichen Befruchtung (IVF) gestoppt, was dann aber selbst der eigenen Klientel zu weit ging.

Im Wahlkampf haben sich die unterlegene Kandidatin Kamala Harrisund ihr Vize Tim Walz für eine vorbehaltlose Selbstbestimmung der Frauen über den eigenen Körper ausgesprochen. 54 Prozent der US-amerikanischen Frauen haben auch vor diesem Hintergrund für Harris gestimmt. Donald Trump milderte im Endspurt des Wahlkampfs seine Äußerungen zur Abtreibung ab und sagte: „Ich bin der Vater der künstlichen Befruchtung.“ Was genau er damit meinte, erläuterte er nicht.

Kommen die Dienerinnen wieder?

Seit längerem tauchten inzwischen keine Frauen mehr öffentlichkeitswirksam als protestierende Dienerinnen auf, zuletzt in Israel im Frühjahr 2023. Bei den Wahlen in den USA wurde hingegen schon eine Frau gesehen, die in der charakteristischen weißen Haube und dem roten Umhang ihre Stimme abgab. Zukünftig wird man sie sicherlich wieder häufiger sehen.

Frauen marschieren zu einer Kundgebung des Women’s March in Washington am Samstag, 2. November 2024 zum Weißen Haus, um sich für die Wahl von US-Präsidentschaftskandidatin Harris einzusetzen. Im Hintergrund ist das Washington Monument zu sehen. 

Autorin Atwood, 2017 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, betrachtet übrigens die Demonstrationen, bei denen Frauen als Dienerinnen bekleidet auftauchen, mit großem Wohlwollen. Sie hat sich bis jetzt noch nicht zum Ausgang der Wahl in den USA geäußert.

ENGLISCH:

Women in the USA worry about their rights

Harris supporters react with bewilderment to the election defeat
7 pictures
Photo: AP/Mark Schiefelbein
„Welcome to the Handmaid’s Tale, ladies“ – this is how many US women are reacting on the online platform X after the US election. They are expressing their fear that Margaret Atwood’s book of the same name could become a reality. Atwood’s dystopian novel and the TV series based on it are about the Christian fundamentalist state of Gilead in the former USA. In this dictatorship, women are completely disenfranchised. They are destined for an existence as servants and, after a monthly ritual rape, are made to serve as birthing machines.
„Does anyone have a servants‘ costume to spare? I think we need that now,“ says one X user. She is alluding to the characteristic white bonnets and red cloaks worn by the servants in the series „The Handmaid’s Tale“. These items of clothing have achieved an almost iconic status. All over the world, they now symbolise women’s rights that are in danger. They were designed by costume designer Ane Crabtree.

US election 2024 Defeat of Kamala Harris is a setback for women

The first season of the series „The Handmaid’s Tale“ on the streaming portal Hulu was released in the USA in April 2017, when then US President Donald Trump had only been in office for a few months. Even more than the book, the series captured the fears of many women about encroachment on their rights and freedoms. In May, some of them chose the red cape and white bonnet to protest in front of the government building in the US state of Texas. Since then, women in many countries have appeared in the costume of servants when they see their rights threatened.
You can find all the latest results in our live blog on the US election.

Defeat of Harris in the USA What liberal Democrats can learn from the US election

Contraception, abortion and other contentious issues

In the USA, Donald Trump appointed three judges to the Supreme Court in his first term of office, and they have since formed a conservative majority. In 2022, the judges overturned the liberal rule that had been in place until then, meaning that jurisdiction now lies with the individual states. A number of Republican-governed states used this to severely restrict access to abortion.
Representatives of the Christian right make no secret of the fact that they would like to abolish free access to contraceptives, as well as „marriage for all“. In February, access to artificial insemination (IVF) was also temporarily halted in the Republican-governed state of Alabama, but this went too far even for their own clientele.
During the election campaign, defeated candidate Kamala Harris and her running mate Tim Walz spoke out in favour of women having full self-determination over their own bodies. With this in mind, 54 per cent of US women voted for Harris. In the final spurt of the election campaign, Donald Trump toned down his statements on abortion and said: „I am the father of artificial insemination.“ He did not explain what exactly he meant by this.

Are the servants coming back?

Women have not appeared in public as protesting servants for some time now, most recently in Israel in spring 2023. In the US elections, however, a woman wearing the characteristic white bonnet and red cape has already been seen casting her vote. They will certainly be seen more often in the future.

Women march to the White House for a Women’s March rally in Washington on Saturday, 2 November 2024 to campaign for the election of US presidential candidate Harris. The Washington Monument can be seen in the background.
Photo: dpa/Jose Luis Magana
Author Atwood, who was awarded the Peace Prize of the German Book Trade in 2017, views the demonstrations in which women appear dressed as servants with great favour. She has not yet commented on the outcome of the election in the USA.